Ich habe gestern einen Brief oder eher Erfahrungsbericht
einer ehemaligen Klientin bekommen, der mich sehr berührt hat.
Sie hatte Bulimie und erzählt hier ihre Geschichte. Martina hat eingewilligt, dass ich ihre Zeilen hier veröffentlichen darf. Denn sie möchte auch anderen Menschen Mut machen, sich Hilfe zu holen und vor allem Mut machen:
“Sieh her, es gibt einen Weg da raus! Auch wenn du es dir gerade nicht vorstellen kannst.”
Danke liebe Martina für dein Vertrauen, für deinen Mut und für deine Offenheit auch hier über deine Gefühle, Ängste und innersten Kämpfe mit dir selbst zu schreiben.
❤️ Ich wünsche dir für deine Zukunft von Herzen alles, alles Liebe & Gute! ❤️
Weißt du, wie das ist, wenn die Magersucht/Bulimie dein Leben bestimmt?
Wenn dein ganzer Tag nur davon bestimmt wird, was du isst und wie du es am besten wieder auskotzen kannst?
Kennst du dieses Gefühl, dass du mit anderen beim Essen sitzt und auf der Karte nach dem Gericht suchst, was am wenigsten Kalorien hat und wie du es am besten los wirst, so dass niemand etwas merkt?
Kennst du diese Panik, die hochkommt, wenn jemand etwas zu Essen in der Arbeit dabeihat? Wie mogle ich mich hier durch?
Jeder Blick in den Spiegel ekelt dich an. Du hängst wieder über der Kloschüssel. Danach fühlst du dich erleichtert. Allerdings hält dieser Zustand nur kurz an, denn dann kommt die Wut, Enttäuschung, Verzweiflung und Angst. Du hast es wieder nicht geschafft.
Dieser Zwang nach Kontrolle oder Selbstbestrafung hört nicht auf. Dein Kopf weiß, dass es dir auf Dauer schadet und du dich kaputt machst. Du weißt, hier steckt etwas Tieferes dahinter. Du weißt, du schaffst das nicht alleine hier raus. Jede Hilfe, die du hattest war nur oberflächlich oder hat dir noch mehr Punkte in deinem Leben offenbart, die du nicht alleine bewältigen kannst. Aus Angst lässt du alles wie es ist. Aber glücklich bist du damit nicht.
Ich kann dir versichern mir ging es genauso. Und dann ist noch etwas passiert. Als hätte all das nicht schon gereicht… Ich wurde wieder von einem Typen sehr verletzt. Es kamen wieder die Gefühle und Gedanken zum Vorschein, nichts wert zu sein und diesen Schmerz nur los zu werden und nie mehr so verletzt zu werden, wenn ich gut und dünn genug wäre. Daher habe ich erst recht nichts mehr gegessen und das kleine bisschen, was ich zu mir nahm wieder ausgekotzt. Ich war so weit unten und gleichzeitig kam ein Kampfgeist in mir hoch. War das dein Leben? Ich wurde wütend und hab mich auf einmal an Anja´s Telefonnummer erinnert. Nun bin ich soweit. ES MUSS sich was verändern. Ich WILL glücklich sein. Ich habe nur DIESES EINE Leben.
Als mir Anja erklärte, dass ich in einem Jahr ganz anders sein könne und nicht mehr kotzen gehe, dachte ich „never, ever! Wie soll das gehen?“. Zudem hatte ich so sehr Angst. „Was wühle ich noch alles auf? Was wenn ich alles weiß, aber nichts verändern kann? Was, wenn es wieder genauso ist, wie bei den Psychologen? Wird wieder nur an der Oberfläche gekratzt? Muss ich ständig wieder in diese alten Geschehnisse von früher gehen und alles immer wieder aufwühlen und nochmal durchkauen und erzählen? Immer wieder aufwärmen, was mit mir nicht stimmt? Wenn ich genau dann wieder allein gelassen werde? Oder wenn Anja mir sagt, das kann man alles doch nicht heilen?“
Aber ich wollte so sehr ein anderes Leben. Diese Sehnsucht nach Veränderung, und dass endlich alles anders wird war größer als meine Ängste, somit habe ich mich darauf eingelassen. Ohne Vorurteile und ohne Erwartungen. Ich habe Anja vertraut und weißt du warum? Weil sie immer ehrlich und authentisch war. Weil sie es geschafft hat und weil sie mir das Wichtigste gab – Hoffnung und das Gefühl, dass sie mich an der Hand nimmt und wir gemeinsam diesen Weg gehen. Egal bei welcher Stelle ich vorher war, niemand konnte mir genau das vermitteln.
Nun nach einem Jahr Arbeit mit Anja habe ich es endlich geschafft, kein Essen mehr zu kotzen. Ich sitze vor der Speisekarte und wähle aus, wonach mir ist. Ich höre auf mich und meinen Körper. Nie habe ich mir vorstellen können, dass das möglich ist. Ich kann Essen genießen. Diese Panik ist aufgelöst. In diesem Jahr ist noch viel mehr passiert. Ich kann mich liebevoll betrachten und gehe mit mir und meinem Körper achtsam um. Endlich habe ich mich dem Thema meiner Kindheit und Jugend gestellt. Vor dem narzisstischen Missbrauch meiner Mutter und dessen Spuren bin ich so viele Jahre davongelaufen. Daraus resultierte auch, dass ich immer ähnliche Typen Mann anzog. Entweder hilflose Männer, die sich total danebenbenahmen, nicht wussten was sie wollten und wie ein Kleinkind aufführen. Oder eben wieder Narzissten. Endlich habe ich dieses tiefsitzende Thema mit Anja´s Hilfe bearbeitet und das wichtigste wieder gefunden. Meine Selbstliebe und Selbstachtung. Nun bin ich in der Lage, zu erkennen was ICH WIRKLICH WILL. Ich kenne und SPÜRE auch meine Grenzen und kann diese nach außen vertreten. Mein Leben ist selbstbestimmt und nicht mehr von anderen gesteuert. Ich weiß, dass ich wertvoll bin und kann das vor allem fühlen.
Ich habe mich zu der Frau entwickelt, die ich im tiefsten Inneren schon immer war. Stark, fröhlich, glücklich und voller Lebensfreude und Energie. Genau danach hatte ich mich immer gesehnt. Ein Jahr voller Verarbeitung und Veränderung. Ich bin Anja so sehr dankbar, dass sie diesen Weg mit mir gegangen ist und bei allen Tiefpunkten und Unsicherheiten immer an meiner Seite war.
Mein Appell an dich: Trau dich auch diesen Schritt zu gehen! Auch du bist wertvoll und kannst es schaffen. Du hast verdient glücklich zu sein!
Danke Anja für all das und dass du meine Hand nie losgelassen hast!!
Alles Liebe,
Martina
